Hausärzte & Vernetzung - Genossenschaften ?

Im Kanton Bern praktizieren über 900 Allgemeinpraktiker. Apparate werden meist individuell angeschafft und betrieben. Jede zweite Praxis bietet ein eigenes Röntgen an. Dies bedeutet eine relative Überkapazität. Je nach Umfeld kann die Apparate-Dichte nicht dem effektiven Bedarf entsprechen. In einer städtischen Umgebung befinden sich vermutlich deutlich mehr Apparate im Betrieb, als sinnvoll wäre. 1.  Inventar aller vorhandenen Röntgenanlagen. Damit können Kollegen in jeder Ortschaft, geographische Zone uä gemeinsam vereinbaren, wie man die Anlagen auf die notwendigen Standorte verteilen könnte. Zudem kann mit den umliegenden Spitälern eine Apparategemeinschaft eingegangen werden. Es ist anzunehmen, dass die meisten Röntgenanlagen bei der Praxiseröffnung angeschafft und seitdem nicht erneuert wurden. Allgemein wäre eine Umstellung auf digitale Röntgenanlagen sinnvoll. Falls die Dichte um den Faktor 2  abnehmen würde, könnte man in jeder vierten Praxis eine digitale Anlage installieren, ohne effektive Mehrkosten. Voraussetzung ist eine Auslagerung der Röntgenanlagen in eine Apparategemeinschaft, welche allen beteiligten Aerzten gehört. Anschaffung und Betrieb werden von der Gemeinschaft finanziert. Alle Aerzte erhalten Zugriff auf die Anlagen zu Selbstkostenpreis. Da man logischwerweise gleiche oder mind. kompatible Modelle anschaffen sollte, wäre auch der Betrieb und Wartung vereinfacht. 1 Servicetechniker könnte im Turnus die Apparate warten. Zudem können die Röntgenbilder in allen Praxen sowie zentral auf einem Server abgelegt werden. Die Datensicherheit lässt sich durch Verschlüsselung vor Uploading sicher gestalten. Patienten archivieren Bilder meist zuhause, womit der Datenschutz relativiert werden kann. 

 

In Ergänzung zum Beispiel "Röntgen" ( welches für Ultraschall, Labor, Kleinchirurgie, Kardiologie, Informatik usw) adaptiert werden kann, wird in den nächsten 10 Jahren eine erhebliche Menge noch funktionstüchtiger Praxisausrüstung durch schliessende Praxen anfallen. Etliches mag unzeitgemäss, abgenützt und nicht mehr verwendbar sein. Jedoch kann die Kombination von solidem Mobiliar und Apparaten gerade für neue Praxen einen Kontrast und Ergänzung zu hochmodernen Apparaten bieten. Man sollte also nicht einzeln jede schliessende Praxis entsorgen, sondern dieses Material wiederverwenden. Ob man dafür Lagerraum braucht, wie es den Besitzer wechselt, all das müsste durchdiskutiert werden. 

Das Wichtigste an alten Praxen ist jedoch der Standort, welcher der Bevölkerung vertraut ist, sowie das Personal. Aus diesem Grund braucht es eine regionale Planung, wie mit diesen Standorten zu verfahren sei. Politiker sind unfähig, praktische Geschäftsmodelle zu implementieren. Spitalgruppen warten auf Marktchancen, um den Platz von Grundversorgern zu übernehmen. Hier muss der Allgemeinpraktiker ausnahmsweise vorausschauend planen und handeln. Hausärzte müssen sich organisatorisch und wirtschaftlich vernetzen. Dies betrifft nicht die Kerngebiete wie Abrechnungswesen, medizinische Aktivitäten. Es geht wie erwähnt nur um technische und administrative Bereiche, welche die ärztliche Tätigkeit nicht tangieren. 

Der Einwand, dass die Hausärzte dies bitte selber erledigen sollten, trifft zu. Sie weisen eine strukturelle Schwäche auf, innovative Modelle dieser Art zu implementieren. Doch kleine Schritte in die richtige Richtung wurden unternommen, siehe anderswo. 



Die 900 Hausärzte des Kantons Bern generieren vermutlich einen Umsatz von 500-600 Mio jährlich, ähnlich dem einer Spitalgruppe. Infolge ihrer verzettelten Organisationsform haben sie aber auf dem Markt keine respektierte Position. Deshalb ist die Gründung einer oder mehrerer Genossenschaften zur Bewirtschaftung von Spezialaufgaben eine konkrete Möglichkeit. Falls Apparate, Medikamente, Wartungsaufwand, administrative Spezialaufgaben usw genossenschaftlich koordiniert würden, liessen sich Einsparungen und eine qualitative Verbesserung erzielen. Zudem könnten Praxen diese als Sprachrohr und Verhandlungsinstrument benützen. Falls der Kanton hier finanziell unterstützen würde, indem die Genossenschaft angemessen kapitalisiert würde, liesse sich der Strukturwandel für die Hausärzte relativ einfach durchführen. Solange aber die öffentlichen Gelder in den Privatsektor fliessen - Medphone kassiert über 2 Mio pro Jahr und trägt nichts zur Grundversorgung bei, im Gegenteil haben Hausärzte einen Umsatzverlust. Falls öffentliche Spitäler eine konkrete Zusammenarbeit mit den Grundversorgern aufbauen würden, und zwar flächendeckend, nicht auf bestimmte Quartiere ( Köniz, Stadtzentrum) beschränkt, liesse sich der Andrang auf die städtischen Notfallzentren besser verarbeiten. In fortgeschrittenen Kantonen ( ja das gibts) arbeiten Hausärzte bereits mit Erfolg im Spital neben den Spitalärzten und versorgen dort die typischen ambulanten Notfälle, welche eigentlich nicht in die Hände von Spital-Spezialisten gehören. Gleichzeitig erhalten diese Grundversorger einen Einblick in die moderne Spitalinfrastruktur, was als Fortbildung wertvoll ist.